Das Thermometer zeigte nur 12° C als die gutgelaunten 36 Teilnehmer um 7 Uhr am Bahnhof Möckmühl in den Bus stiegen. Die Wettervorhersage für die kommenden 5 Tage verhieß nur blauen Himmel und Temperaturen bis 25° C. Das hatte es noch bei keiner Reise gegeben. Auf der Autobahn herrschte ausnahmsweise kein Stau und so konnte man früher und etwas ausgedehnter eine Pause an der Raststätte Steigerwald einlegen. In Forchheim waren um 10 Uhr Stadtführungen gebucht und die beiden Führerinnen warteten schon vor dem schönen Fachwerk Rathaus. Besonders interessant war der alte Ratssaal, wo uns ein Abriss über die wechselvolle Geschichte der Stadt gegeben wurde. Später kamen wir zur Kaiserpfalz, die noch nie einen Kaiser gesehen hat und in der heute ein Museum untergebracht ist, erkundeten die Reste der Festungsanlage und sahen viele schöne Fachwerkhäuser. Anschließend blieb noch Zeit für einen Kaffee, ein Eis oder einen Blick in die St. Martins Kirche. Dann wurde das mitgebrachte Rucksackvesper verzehrt. Der Bus brachte die Gruppe nun zu einem Parkplatz bei Kirchehrenbach, von wo aus der Anstieg zum Walberla, das als Wahrzeichen der Fränkischen Schweiz gilt, begann. Bei gutem Wetter hat man auch einen tollen Blick auf die untenliegende Landschaft. Inzwischen war es recht warm geworden und mancher Schweißtropfen floss bis man die Höhe erreicht hatte. In zwei Gruppen wurde die Hochfläche erkundet, ein Blick in die Kapelle geworfen und wer diese Anstrengung nicht auf sich nehmen wollte, konnte unterhalb der Erhebungen spazieren gehen. Bereits gegen 16 Uhr war Obertrubach erreicht und nach der Schlüsselverteilung im Bus durch Frau Grüner, die Chefin vom Hotel Grüner, konnten alle ihre Zimmer beziehen, Koffer auspacken, sich frisch machen und noch etwas ausruhen. Dann traf man sich zum ersten Abendessen wieder, das allen gut mundete. Müde von dem langen Tag zogen sich alle ziemlich zeitig in die Zimmer zurück.
Für den zweiten Tag war Wandern im Trubachtal angesagt. Man konnte also vom Hotel aus starten. Wie bei allen Wanderreisen wurden wieder dreierlei Wanderungen angeboten. Jeder konnte im Voraus wählen, ob er z. B. 20, 12 oder nur 6 km laufen wollte. Gruppe 1 machte sich gleich auf den Weg nach Pretzfeld. Der Weg führte meist am Hang entlang, das bedeutete viele Auf- und Abstiege, denn das eigentliche Tal war zumindest bis Egloffstein schmal und vermutlich feucht. Das letzte lange Stück musste aber in der brütenden Mittagshitze zurückgelegt werden, was ganz schön an den Kräften zehrte. Gruppe 2 und 3 statteten zuerst noch der Pfarrkirche St. Laurentius in Obertrubach einen Besuch ab, die innen sehr modern gestaltet ist. Unweit der Kirche steht ein sogen. Fraischgrenzstein von 1607. Davon gab es früher mehrere entlang der Grenze zwischen dem Gebiet von Nürnberg und Bamberg. Nach 2 Stunden erreichte Gruppe 3 Untertrubach und alle waren froh, dass sie dort in den Bus einsteigen konnten. Gruppe 2 sollte bis Mostviel wandern, Entfernung 10 km und dorthin fuhr der Bus nun und Gruppe 3 konnte gemütlich vespern. Aber von den Wanderern der Gruppe 2 war nichts zu sehen Dann rief Erika aus Egloffstein an und bat um Abholung dort, man hatte für den Tag genug. Bei solch einem anspruchsvollen Gelände sind eher 3 km pro Stunde realistisch. Der Bus fuhr dann weiter nach Ebermannstadt. Dort konnte wer wollte in einer der vielen Wirtschaften einkehren. Eigentlich war noch ein Rundgang durch den Ort geplant aber bei der Hitze hatte niemand mehr Lust dazu. So warf man nur einen Blick auf die Brunnen in der Stadt und das Wasserschöpfrad am Rande. Um 15 Uhr holte der Bus in Pretzfeld die müden Wanderer von Gruppe 1 ab. Hansl war unterwegs gestürzt und hatte sich Knie und Arm aufgeschlagen. Zum Glück war der Knöchel nicht schlimm verstaucht aber der tat ihm auch weh. Drei Wanderer waren um der Hitze zu entkommen bis zur Kirche in den Ort gelaufen und dabei über das Ziel hinausgeschossen aber man nahm sie unterwegs später mit. So kam man schon zeitig ins Hotel und darüber war sicher jeder froh. Bis zum Abendessen hatten sich alle wieder erholt und es wurde noch lange an den Tischen geredet und gelacht.
Am dritten Tag hatten schon vor der Abfahrt nach Gößweinstein alle die Wanderschuhe angezogen, denn der Bus konnte in der Nähe der Basilika nur kurz anhalten. Diesen gewaltigen Bau von Balthasar Neumann besichtigte nun jeder auf eigene Faust, was je nach Interesse kürzer oder länger dauerte. Um alle Details zu betrachten war die Zeit natürlich zu kurz. Diesmal wanderten Gruppe 1 und 2 gemeinsam nach Tüchersfeld über Bösenbirkig und Hühnerloh. Der Weg führte bergauf und bergab aber nach 2 ½ Stunden war das Ziel in Sicht und man vesperte mit Blick auf die Felsen von Tüchersfeld. Gruppe 3 hatte zunächst noch das Wallfahrtsmuseum in Gößweinstein aufgesucht, wo viel Interessantes über das Pilgern und Wallfahren und die Basilika zu sehen war. Besonders auffallend waren die vielen Wachsfiguren, Votivgaben, die gläubige Menschen vor langer Zeit aus Dank für Heilung oder Rettung aus Not gestiftet haben. Von einem Panoramaweg, von dem aus man einen besonders schönen Blick auf die Basilika und die Burg, die auf einem Felsen thront, werfen konnte, wurde noch fleißig fotografiert. Dann wanderte auch Gruppe 3 in Richtung Tüchersfeld aber auf bequemeren Wegen. Bis auf das letzte Stück, da musste man auf teilweise steilen Serpentinen ins Tal hinab gehen. Gegenüber sah man die bekannten Dolomitfelsen von Tüchersfeld, ein beeindruckendes Bild. Der Bus war auch schon da und man konnte genüsslich das mitgebrachte Vesper verzehren, während man auf die Wanderer von Gruppe 1 und 2 wartete. Die legten ihre Pause am Waldrand ein und stärkten sich, bevor der steile Anstieg zum Fränkische Schweiz Museum in Angriff genommen wurde. Das Museum ist in verschiedenen Gebäuden und auf verschiedenen Ebenen des sog. Judenhofes untergebracht und bietet alles von Geologie über Archäologie, Landwirtschaft und Handwerk, Brauchtum, Tracht, Kunst etc.. Auch die ehemalige Synagoge ist noch erhalten. Jeder konnte allein durch die Ausstellung gehen und sich in aller Ruhe informieren. Schon früh am Nachmittag kehrte man ins Hotel zurück, wo man sich zum Kaffee angemeldet hatte. Bei dem schönen Sonnenschein wollten alle auf der Terrasse sitzen, rückten zusammen und ließen sich den guten Kuchen schmecken. Wer Lust hatte, konnte sich dann noch im Ort umsehen, zum Beispiel zum nahen Saustein laufen. Nach dem Abendessen war Singen angesagt. Margret und Siegbert hatten die Gitarren mitgebracht und Liederbücher wurden ausgeteilt. Zahlreiche Wünsche wurden geäußert und es gab ein buntes Potpourri aus Wander- und Volksliedern. Offensichtlich machte es (fast) allen Spaß aber schließlich wurde das Schlusslied, ein irisches Segenslied, angestimmt, das so recht zu uns Wanderern passte: Möge die Strasse uns zusammenführen …
Pünktlich um 9.15 Uhr startete der Bus am vierten Tag nach Doos, zuletzt ein Stück entlang der Wiesent, bis dahin, wo die Aufseß in diesen kleinen Fluss mündet. Für Gruppe 1 begann dort die Wanderung. Talaufwärts über Siegritzberg – Hubenberg – Saugendorf – Rabeneck und wieder zurück nach Doos, eine Strecke von ca. 17 km. Die restlichen Wanderer fuhren weiter nach Unteraufseß, durch viele kleine Ortschaften und auf engen Strassen, mitunter mit 11 % Gefälle. Im Schloss war eine Führung gebucht. Besonders beeindruckend war der mittelalterliche Bergfried aus dem 12. Jh., ein Turm der früher nur über eine Strickleiter erreichbar war, mit angebautem kleinen Wohnhaus, in dem auf kleinstem Raum die Bewohner eng zusammenrücken mussten. Später wurde weiter unten eine neue Burg errichtet, die mehrfach zerstört wurde. Im neueren Schlossteil aus dem 18. Jh. hatten noch vor kurzem die von Aufseß gewohnt, heute vermietet man dort Zimmer. Im Untergeschoss ist eine kleine katholische Kapelle mit einer noch funktionsfähigen Orgel aus dem 17. Jh. Im ersten Stock liegen die recht hellen Wohnräume mit Blick ins Tal, ein größerer Raum mit Eckturm diente für Festlichkeiten. Überall hingen Porträts von Familiemitgliedern. Mindestens seit dem 12. Jh. ist die Burg ununterbrochen im Familienbesitz. Die Führerin erzählte über die weit verzweigte Familie von Aufseß, deren Mitglieder wichtige Stellungen teils in der Kirche, teils bei anderen Fürsten innehatten. Zum Schluss wurde noch die alte protestantische Kirche besichtigt, die kürzlich erst renoviert wurde. Sie dient den Protestanten als Gemeindekirche und war zum Erntedankfest schön geschmückt. Pünktlich um 12 Uhr machte sich Gruppe 2 auf den Weg ins Tal entlang der Aufseß. In der Mittagshitze waren die 12 km eine echte Herausforderung, vor allem weil man auf der Sonnenseite wanderte, wo man sich doch nach Schatten sehnte. Besser hatten es die Wanderer von Gruppe 3. Sie vesperten zuerst in Wüstenstein bevor sie sich auf den Weg machten, zum Teil war es aber die gleiche Strecke wie bei Gruppe 2, also kamen auch sie ganz schön ins Schwitzen. Die meisten waren froh, als der Bus in Sicht kam. Gruppe 1 war schon angekommen. Einige gingen noch zu Fuß zur Versturzhöhle Riesenburg, andere ließen sich vom Bus in der Nähe absetzen und stiegen noch die vielen Stufen hinauf um dieses Naturdenkmal zu betrachten. An diesem Tag lechzten alle nach einer kühlen Dusche im Hotel aber viel Zeit zum Ausruhen blieb nicht, denn wer Lust hatte konnte noch vor dem Abendessen dem Musikverein aus Vosswinkel lauschen, der unterhalb der Kirche von Obertrubach ein Platzkonzert gab. Leider war es schon der letzte Abend. Noch einmal genoss man gemeinsam das Abendessen. Dann mussten die Koffer wieder gepackt werden.
Ein letztes Frühstück, ein letztes Mal die Kannen für den Tee für unterwegs auffüllen. Dann wurden die Koffer verladen, getrennt je nach Ausstieg in Möckmühl. Vor dem Hotel wollte jeder noch ein Gruppefoto schießen, Fahrer Ewald musste etliche Kameras bedienen. Überpünktlich wie immer setzte sich der Bus in Richtung Weißenohe in Bewegung, das nach einer halben Stunde schon erreicht war. Nun wanderten alle mehr oder weniger schnell zu den Sinterstufen im Kalktuffbach Lillach – ein Bach mit Treppe. Einige gingen weiter bis zur Quelle, andere kehrten vorher nach Weißenohe zurück. Wer wollte verzehrte sein Rucksackvesper auf einem Spielplatz, aber es gab auch die Möglichkeit in der Klostergaststätte einzukehren. Gestärkt ging die Fahrt dann weiter in Richtung Heimat. Etwa auf halbem Weg wollte man noch das kleine Städtchen Prichsenstadt besichtigen. Bis auf einen kurzen Stau lief der Verkehr auf der Autobahn reibungslos, man war sogar schon eine halbe Stunde vor der gebuchten Führung da und konnte sich etwas umsehen. Ein Teil der Gruppe schloss sich dann dem „Nachtwächter“ an, der unterwegs ins Horn tutete, die anderen folgten einer Führerin die über die Geschichte dieser kleine Stadt mit erhaltener Stadtmauer, Toren und Türmen berichtete. Auch die Kirche wurde aufgesucht, deren Turm einst Teil der Stadtbefestigung war. Weiter ging es zunächst ein Stück auf Landstrassen, dann bei Würzburg wieder auf die Autobahn aber trotz des Feiertags gab es zum Glück keinen Stau und man erreichte Königheim wie geplant um 17.30 Uhr zu einem letzten gemeinsamen Abendessen. Die vorbestellten Essen wurden zügig serviert. Man hatte den Eindruck, alle strebten nun der Heimat zu und tatsächlich war man Punkt 20 Uhr wohlbehalten wieder am Ausgangspunkt, dem Bahnhof Möckmühl. Zum Glück ohne weitere Verletzungen, nur einige hatten sich eine Erkältung geholt, kein Wunder bei den extremen Temperaturunterschieden aber das traumhaft schöne Wetter an diesen 5 Tagen wird allen lange in Erinnerung bleiben.
M.K.